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James LOVELOCK's Vorwort ______
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Ich
verbrachte meine Kindheit auf dem Englischen Land. Dies war vor 50
Jahren, wir führten ein einfaches Leben ohne Telefon und
Elektrizität. Pferde waren noch die gewöhnlichen
Zugmaschinen und wir konnten uns kaum ein Radio oder einen Fernseher
vorstellen. An eines erinnere ich mich ganz besonders, unser tiefer
Aberglaube und wie nah uns die Vorstellung des Teufels war.
Männer und Frauen, die sich auf anderen Gebieten durchaus
Intelligent verhielten, vermieden angstvoll Plätze von denen man
sagte, sie seien von einem Fluch belegt; und lieber nahm man
Unpäßlichkeiten auf sich, als an einem Freitag den 13ten
zu reisen. Ihre irrationalen Ängste die durch Unwissenheit
genährt wurden, waren allgegenwärtig. Diese Ängste
sind immer noch vorhanden sind, aber heute beziehen sie sich auf die
Produkte der Wissenschaft. Dies trifft besonders in Bezug auf
Kernkraftwerke zu, die die gleiche Beklemmung zu vermitteln scheinen,
wie einst der durch den Mond beleuchtete Friedhof, den man von
Wehrwölfen und Vampiren beherrscht sah.
Die
Angst vor Kernenergie ist verständlich wegen ihrer assoziativen
Verbindung zu den Schrecken eines Atomkrieges. Aber dies ist
unberechtigt, Kernkraftwerke sind keine Bomben. Was zunächst mit
einem guten Engagement für Sicherheit begann, hat sich zu einem
nahezu krankhaften Angstzustand entwickelt und viel Schuld daran
tragen die Neuen Medien, das
Fernsehen und die Filmindustrie, sowie die Autoren der betreffenden
Fiktionsliteratur. Sie alle haben die latente Furcht vor den
nuklearen Dingen als verläßliches Zugpferd benutzt, um
ihre Ware zu verkaufen. Sie und die politischen Falschinformierer,
die danach trachten die Nuklear-Industrie als potentielle Feinde in
Mißkredit zu bringen, haben die Öffentlichkeit so
erfolgreich beunruhigt, daß es heute in vielen Ländern
unmöglich geworden ist, den Bau einer Kernkraftanlage
vorzuschlagen.
Keine
Energiequelle ist völlig frei von Risiko, selbst bei
Windmühlen gibt es immer wieder fatale Unfälle, und Bruno
Comby's gelungenes Buch gibt eine wahre und neutrale Aufstellung des
großen Nutzens und der geringen Risiken der Kernkraft. Vom
ganzen Herzen bin ich mit ihm einer Meinung und ich möchte dies
Ihnen zutragen, daß die Gefahren die auf uns zukommen, wenn wir
weiter damit fortfahren fossile Brennstoffe (Öl, Gas, Kohle) als
unser Haupt-Energielieferant zu verbrennen, um ein wesentliches
größer sind und sie bedrohen nicht nur Individuen, sondern
die Zivilisation als ganzes. Ein Großteil der westlichen Welt
verhält sich wie ein süchtiger Raucher: Er ist so daran
gewöhnt fossile Brennstoffe für deine Bedürfnisse zu
verbrennen, daß er nicht die heimtückischen langfristigen
Gefahren wahrhaben will die damit verbunden sind.
Die
Atmosphäre mit Kohlendioxid und anderen Treibhausgasen zu
belasten hat keine unmittelbaren Auswirkungen, aber fortgesetzte
Umweltbelastung führt zu Klimaveränderungen, deren
Auswirkungen erst dann bemerkbar werden wenn es bereits zu spät
für Abhilfemaßnahmen ist. Kohlendioxid vergiftet die
Umwelt wie Salz uns vergiften kann. Bei moderatem Gebrauch sind keine
Schäden zu befürchten, aber eine tägliche, zu
salzhaltige Diät, kann dazu führen, daß sich eine
tödliche Menge davon in unserem Körper anhäuft.
Wir
müssen unterscheiden zwischen Dingen die direkt schädlich
sind für eine Person sind, und solchen, die indirekt Gefahr
bringen, indem sie an unserem Lebensraum Erde Schaden anrichten.
Die
Pest im Mittelalter war direkt schädlich, hat schreckliches
persönliches Leid gesät und 30% der europäischen
Bevölkerung dahingerafft, aber es war lediglich eine kleine
Bedrohung der Zivilisation und hatte keine Auswirkung auf die Erde
selbst. Das verbrennen von Treibstoffen aus Kohlenstoff und die
Umwandlung natürlicher Ökosysteme in Farmland, bringt
Personen keinen direkten Schaden, greift aber langsam in die
Fähigkeit der Erde ein, sich selbst zu regulieren und zu
erhalten, so wie sie hierzu bisher immer in der Lage war - den
Planeten zum Leben tauglich zu erhalten. Obwohl nichts was wir tun
das Leben auf der Erde wird auslöschen können, könnten
wir doch unsere Umwelt so weit verändern, daß unsere
Zivilisation ernsthaft gefährdet wird.
Irgendwann
in diesem oder dem nächsten Jahrhundert könnte dies
geschehen, aufgrund von Klimaschwankungen und einer Erhöhung des
Meeresspiegels. Wenn wir so wie heute, oder sogar in einem noch
höheren Maße, weiter fossile Brennstoffe verheizen, ist es
möglich, daß alle heutigen Küstenstädte
überfluten werden. Man versuche sich die sozialen Auswirkungen
vorzustellen, hunderte von Millionen heimatloser Flüchtlinge die
trockenes Land erflehen auf dem sie wohnen können. In dem Tumult
werden sie vielleicht zurücksehen und sich fragen, wie die
Menschen nur so dumm sein konnten so viel Unglück über sich
selbst zu bringen, durch das gedankenlose Verbrennen von auf Kohle
basierenden Treibstoffen. Sie werden dann reuevoll erahnen, daß
sie ihre Misere durch die Nutzung der sicheren Kernenergie
hätten vermeiden können.
Kernkraft,
obwohl potentiell schädlich für Personen, ist eine zu
vernachlässigende Gefahr für unseren Planeten.
Natürliche Ökosysteme können ein kontinuierliches
Radioaktivitätsvolumen ertragen, das für eine Stadt
intolerabel wäre. Das Land um das verunglückte Chernobyl
Kernkraftwerk wurde evakuiert weil die hohe Radioaktivität es
für Menschen unsicher machte. Aber dieses radioaktive Land ist
nun reich an Wildleben, viel mehr als benachbarte vom Menschen
bevölkerte Gebiete. Wir nennen die Asche der Kernkraft
"radioaktiven Abfall" und sorgen uns über deren sichere
Entsorgung. Ich frage mich ob wir es nicht als unbestechlichen
Wächter des wunderschönen Platzes Erde verwenden sollte.
Wer würde wagen einen Wald niederzuschlagen in dem sich ein
Lager nuklearer Asche befände?
Die
nuklearen Ängste sind von solchem Ausmaß, daß selbst
Wissenschaftler die radioaktive Vergangenheit unseres Planeten zu
vergessen scheinen. Es ist als nahezu sicher anzunehmen, daß
räumlich und zeitlich in der Nähe vom Ursprung unseres
Sonnensystems, ein Supernova Ereignis stattgefunden hat.
Eine
Supernova ist eine Explosion eines großen Sterns. Astrophysiker
spekulieren, daß dieses Schicksal Sterne überkommt, die
drei mal größer als die Sonne sind. Wenn ein Stern mittels
der Kernfusion sein Speicher an Helium und Wasserstoff verbrennt,
häufen sich die "Aschen" dieses Feuers im Zentrum des Sterns, in
Form schwerer Elemente wie Silicium und Eisen an. Wenn dieser innere
Kern von toten Elementen, die nun nicht mehr in der Lage sind Hitze
zu erzeugen und damit Druck aufzubauen, schwerer werden sollte als
unsere eigene Sonne dann wird die unermeßliche Kraft des
eigenen Gewichts dieses Kerns dazu führen, daß dieser in
Sekunden zu einem Körper von nicht mehr als 30 km Durchmesser
zusammenstürzt, hierbei aber noch genauso schwer bleibt wie der
ursprüngliche Stern - alle Zutaten für eine riesige
nukleare Explosion. Eine Supernova in ihrem Höhepunkt produziert
enorme Mengen an Hitze, Licht und harter Radioaktivität,
ungefähr so viel, wie die übrigen Sterne der gesamten
Galaxie zur gleichen Zeit.
Explosionen
sind niemals zu Hundert Prozent effizient. Wenn ein Stern als
Supernova endet, fliegt das nuklearexplosive Material wie in der
Staubwolke einer Wasserstoffbombe in den Weltraum, in der unter
anderem auch Uran und Plutonium zusammen mit Eisen und weiteren
ausgebrannten Elementen enthalten ist.
Vielleicht
das merkwürdigste über die Erde ist, daß sie sich aus
Klumpen des "fall-out's" einer sterngroßen Atombombe gebildet
hat. Deshalb ist auch heute noch genügend Uran in der Erdkruste
erhalten geblieben, die uns erlaubt mit großer Genauigkeit die
ursprünglichen Ereignisse rekonstruieren zu können.
Es
gibt keine andere Erklärung für die große Menge
instabiler Elemente die wir heute immer noch vorfinden. Der so
primitive und altmodische Geigerzähler zeigt uns an daß
wir auf dem "fall-out" einer riesigen ehemaligen nuklearen Explosion
stehen. Innerhalb unserer Körper, gibt es ungefähr eine
halbe Million Atome, die zu jener Zeit in einen instabilen Zustand
gehoben wurden, und die noch heute jede Minute einen kleinen Teil der
Energie abgeben, die von dieser gewaltigen Explosion herrührt.
Das
Leben begann vor fast vier Milliarden Jahren unter radioaktiven
Bedingungen, die weit höher waren als jene, die bestimmte
heutiger Umweltschütz beunruhigen. Mehr noch, es war weder
Sauerstoff noch Ozon in der Luft, so daß die heftige
ungefilterte ultraviolette Strahlung der Sonne die Erde beschien. Wir
müssen uns den Gedanken vor Augen halten daß diese
heftigen Energien die Gebärmutter unseres Lebens durchfluteten.
Ich
hoffe es ist noch nicht zu spät für unsere Welt, Frankreich
zu kopieren und Atomenergie zu unserer Hauptenergiequelle auszubauen.
Es gibt zur Zeit kein sichereren, realisierbareren und
ökonomischeren Ersatz für die gefährliche Praxis die
auf Kohlenstoff basierenden Brennstoffe zu verheizen.
James LOVELOCK.
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